Nachhaltigkeit fängt da an, wo Leben anfängt – an der Quelle

Alle reden über den Klimawandel, über Umweltschutz und über Nachhaltigkeit. Gerade das ist für manche ein modisches Schlagwort – aber die eigentliche Bedeutung ist eine sehr weitreichende. Die Vereinten Nationen haben schon 1987 im sogenannten „Brundtland-Report“ eine bis heute gültige Definition für nachhaltige Entwicklung gegeben: „Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“ Oder kurz gesagt: Nachhaltigkeit ist eine Investition in die Zukunft. Das kann man sehr persönlich nehmen, etwa wenn man an die eigenen Kinder denkt. Es gilt aber genauso im Geschäftsleben. Denn wer kurzfristig denkt, sichert beispielsweise den Profit eines Quartals. Wer langfristig denkt, sichert die Zukunft eines ganzen Unternehmens, einer Kommune oder eines Landes. Unser Job ist es, Ihnen dabei zu helfen.

Geological Survey of Finland (GTK) ist ein führendes europäisches Kompetenzzentrum für die Bewertung und nachhaltige Nutzung von geologischen Ressourcen.

„For the earth and for us“ – das ist unser Motto, unser übergeordnetes Ziel und unsere Haltung, denn unser Produkt sind Lösungen für ein nachhaltigeres Wachstum. Die Wirtschaft verändert sich weltweit in rasantem Tempo und folgt dabei dem Megatrend der Anpassung an den Klimawandel und die Abmilderung seiner Auswirkungen. Wir arbeiten in Finnland und anderen skandinavischen Ländern, verstehen uns aber auch als „Global Player“. Denn wir haben langjährige Erfahrungen in diesen Bereichen, die wir für unsere weltweiten Projekte nutzen können: von der wissenschaftlichen Forschung bis zur Datenverarbeitung, von der Zusammenarbeit mit Bergbauunternehmen bis hin zur Beratung von Regierungen. Dabei fokussieren wir uns vor allem auf vier Bereiche: Informationslösungen, Kreislaufwirtschaft, Batteriemineralien und Wassermanagement, die allesamt einhergehen mit allen Aspekten der Geologie.

Hightech-Lösungen im Wassermanagement

Wassermanagement wird als Thema oft unterschätzt: Wenn man von Wassermangel spricht, hat man sofort Bilder einer Wüste im Kopf. Man denkt an Afrika, nicht an die Länder der Nordhalbkugel. Und beim Stichwort Klimawandel denken viele an steigende Meeresspiegel, aber nicht an Trinkwassermangel. Und doch bringen klimatische Veränderungen in vielen Gegenden auch solche Probleme mit sich.

Etwa in Deutschland, wo die Dürre 2018 mit hohen Temperaturen und geringen Niederschlagsmengen sowohl die landwirtschaftlichen Erträge reduziert als auch eine Zunahme der Waldbrände verursacht hat. Und auch Ende 2019 kann man die Nachwirkungen dieser Dürre messen: Oberflächlich hat sich die Erde erholt, aber schon in 1,80 Metern Tiefe sind weite Teile in den östlichen und südlichen Bundesländern deutlich zu trocken. Und das wiederum kann das Pflanzenwachstum negativ beeinflussen.

 

Der durchschnittliche jährliche Niederschlag in Finnland ist ähnlich wie in Südeuropa, allerdings ist die Verdunstung hier sehr viel geringer; wir „trocknen“ also nicht wirklich aus. Allerdings gibt es auch bei uns im Westen und Südwesten Gebiete, die hin und wieder unter Wassermangel leiden. Das liegt daran, dass große Teile des Landes aus präkambrischem Grundgebirge, meist Granit, bestehen. Bei der Schmelze des skandinavischen Eisschildes vor etwa 10.000 Jahren zogen sich die Gletscher zurück und hinterließen schmale abgerundete Hügel, die Esker oder Oser heißen und sich durch die Ablagerung von Sediment in Schmelzwasserbächen früherer Gletscher gebildet haben. Diese Schichten aus Sand und Kies können mehr als 100 Meter mächtig sein und bedeutende Grundwasservorkommen beherbergen. In manchen Teilen der Welt können solche Grundwasserleiter mehrere hundert Meter tief sein und sich über mehrere Länder erstrecken. Oberflächennahe Grundwasserleiter hingegen – wie unsere Esker – sind von geringer Größe und reagieren sensibel auf äußere Einflüsse. Veränderte Rahmenbedingungen, etwa durch den Klimawandel, können so auch unsere Lebensbedingungen verändern – besonders in einigen Regionen von Finnland, die in der Nähe von großen Städten unter einem Mangel an hochwertigen Grundwasserleitern leiden. Wir lernen durch weitere Forschung immer noch dazu, etwa durch den kombinierten Einsatz von Sedimentanalysen aus Bohrkernen und geophysikalischen Methoden wie bodendurchdringendes Radar und hochauflösende seismische Reflexion. Denn wir wollen unser Grundwasser nachhaltig nutzen – um nicht plötzlich „auf dem Trockenen zu sitzen“.

In der südwestfinnischen Region Turku beispielsweise leben fast 400.000 Menschen, die Stadt selbst ist Handelszentrum, Seehafen und Universitätsstadt.

Unzureichende Wasserreserven in Trockenzeiten und saisonal bedingte Qualitätsprobleme haben dazu geführt, dass die Wasserversorgung dieser Region umgestellt werden musste: von lokal gewonnenem Oberflächenwasser hin zu Grundwasserspeichern, die künstlich mit Flusswasser aufgefüllt werden – eine Technik, die sich „Auffüllung von Grundwasserspeichern“ nennt. Dieses Projekt wurde von Turku Region Water (Aki Artimo) durchgeführt und unter anderem von GTK begleitet. Turku Region Water nutzte dabei ein dreidimensionales geologisches Modell zur Planung und Inbetriebnahme des Projekts, das im Jahr 2001 entwickelt wurde und schrittweise in ein Grundwasserströmungsmodell überführt wurde. Dieses Modell wird nun verwendet, um die hochkomplexen Abläufe und Wechselwirkungen zu simulieren. Auf Grundlage der resultierenden Ergebnisse werden wissenschaftlich fundierte Entscheidungen in der Wasserressourcenplanung ermöglicht.

Die Globalisierung von Forschung und Know-how

Das Wissen aus solchen heimischen Projekten nutzen wir dann in der ganzen Welt. Die hier beschriebene innovative Methode der Auffüllung von Grundwasserspeichern konnten wir auch für ein Projekt in Vietnam einsetzen. Unsere Erfahrung mit der Risikobewertung und den Risikomanagementverfahren für natürlich vorkommendes Arsen im Grundwasser aus unserem Projekt RAMAS in der Region Tampere hilft uns bei einem zukünftigen Projekt in Nepal, wo die Kontamination von Brunnen ein großes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung des Terai-Gebietes darstellt. Und auch ganz praktische technologische Entwicklungen können der Forschung weiterhelfen: Gemeinsam mit der Universität Oulu und dem Finnish Environmental Institute erproben wir im Projekt DROMINÄ die drohnenbasierte Entnahme von Wasserproben. Auf diese Weise könnten mehr Proben schneller und sicherer genommen werden, gerade auf großen Gewässern wie Seen oder an schwer zugänglichen Stellen – in Zukunft sogar autonom und automatisch.

Bei vielen dieser Aufgaben arbeiten wir in einem sehr großen Netzwerk mit vielen unterschiedlichen Partnern zusammen: Universitäten und Forschungseinrichtungen in Finnland, in Europa und weltweit. Mit DMT haben wir einen Partner gefunden, der die Zusammenarbeit sehr schnell und leicht macht und sowohl im praktischen als auch im akademischen Engineering sehr viel zu bieten hat: Die Kollegen dort sind innovativ, leidenschaftlich und immer neugierig darauf, eine noch bessere Lösung für eine Aufgabe zu finden – immer mit Blick auf die Umsetzbarkeit in den jeweiligen Märkten. Etwa im Projekt NEXT, bei dem es um die Entwicklung neuer Geomodelle und Explorationstechnologien geht. Oder im Projekt GATEWAY, das in Lateinamerika und Afrika die wirtschaftliche Entwicklung im Rohstoffbereich mit bestehenden Bildungs- und Forschungsprojekten verknüpft. Des Weiteren entwickeln wir gerade ein maßgeschneidertes System zur digitalen Planung von Minenschließung: CLOSUREMATIC. Hier geht es darum, die Planung und Umsetzung von operativ begleitenden Maßnahmen eines Bergwerks zur Bergwerksschließung (etwa mit Maßnahmen zur Wiedernutzbarmachung der Oberfläche) in ein digitales Managementsystem zu überführen. Die zum Teil extrem langfristigen Prozesse – sie erzeugen große und vielfältige Datenmengen und unterliegen zahlreichen Genehmigungsverfahren – sollen transparent und nachvollziehbar dokumentiert werden. Das erleichtert nicht nur Änderungen, zum Beispiel bei zeitlichen Abläufen, sondern sichert auch Know-how über Dekaden hinweg – denn oft ist ein Unternehmensmitarbeiter, der ein Bergwerk lange Jahre betreut hat, schon in Rente, bevor der Abschlussbetriebsplan erstellt und umgesetzt ist.

Viele DMT-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter leben im Ruhrgebiet, einem ehemaligen Bergbaugebiet mit zahlreichen, beispielhaft umgesetzten Bergbauschließungsprojekten. Tatsache ist, dass DMT bei der Umsetzung von vielen, wenn nicht gar von allen Beispielen einen technischen Beitrag zum Wassermanagement geleistet hat. Darüber hinaus nimmt DMT durch die Erstellung von Grund- und Grubenwassermodellen bei der zukünftigen Sicherung des Trinkwassers für Millionen Menschen im Ruhrgebiet eine Schlüsselposition ein. Daher ist „Nachhaltigkeit“ im Bereich Wasserwirtschaft für DMT und GTK nicht nur ein abstrakter Begriff – wir kennen und erfahren Nachhaltigkeit in unserem täglichen Leben.

Und so sind wir in vielen Ländern der Welt an Entwicklungsprojekten beteiligt: In Sambia geht es um die Bestandsaufnahme und den Aktionsplan für geschlossene und aufgegebene Minen, in Armenien um eine fundierte Bewertung von Risiken in den Bereichen Umwelt und Gesundheit in Bergbaubetrieben. Sehr oft geht es auch darum, auf wissenschaftlicher Basis politische Empfehlungen zu entwickeln und mit den zuständigen Behörden und Interessengruppen zu diskutieren. Bei all diesen Projekten profitieren alle Beteiligten – und vor allem unsere Kunden – von einem immensen kombinierten Fachwissen, das oft anderweitig gar nicht verfügbar wäre. Das wiederum schafft Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse und in die Validität unserer Empfehlungen. „Sharing is caring“, sagt man – und das gilt eben auch für Wissen und Erfahrung.

Nachhaltigkeit ist ein Wirtschaftsfaktor

Die meisten Menschen im globalen Rohstoffbusiness wissen durchaus, dass wir Wasser als sehr wertvolle Ressource schützen müssen – durch eine nachhaltige Nutzung, die kommende Generationen nicht schlechter stellt. Aber es ist natürlich ein langer Weg von den ersten Erfindungen und Entdeckungen im industriellen Zeitalter über die rein profitorientierte Nutzung von Rohstoffen hin zu einer solchen durchdachten Vorgehensweise, die langfristige Effekte einbezieht, auch in der finanziellen Bewertung. Sogenannte weiche Faktoren wie Umweltschutz, Klimaschutz und auch Arbeits- und Menschenrechte sind in einer unternehmerischen Bilanz schwer darzustellen. Wir sehen aber derzeit durchaus einen Wandel in diesen Sichtweisen: Gerade weil Konsumenten heute oft sehr gut informiert sind, wandeln sich „Kosten“ in „Investitionen“. Denn ein Imageschaden kann für ein Unternehmen mit Milliardenumsätzen heutzutage noch deutlich teurer sein als die Kosten für beispielsweise die Beseitigung einer Umweltverschmutzung oder – umso besser – eben die Investitionen in nachhaltige Prozesse von Anfang an. Ich sage meinen Gesprächspartnern oft: „Working properly from the beginning means profitability in the long term. It pays off.“
 

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