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Großraum München treibt Nutzung von Erdwärme weiter voran: DMT mit bislang größter innerstädtischer Seismik-Kampagne zur Untersuchung von Erdwärmepotenzial beauftragt

Essen/München, 19.08.2025 – Der Großraum München gilt als Vorreiter in Deutschland bei der Nutzung klimafreundlicher Wärme aus der Tiefe. Nun wollen die Bayerische Landeshauptstadt und die umliegenden Gemeinden das weitere Erschließungspotenzial dieser regionalen Energieressource erkunden lassen und deren Nutzung nachhaltig gestalten. Mit der seismischen Erkundung des Untergrunds wurde DMT, ein Unternehmen der TÜV NORD GROUP, im Rahmen des Forschungsvorhabens GIGA-M beauftragt. Bereits im ersten Halbjahr 2026 startet die bisher größte Messkampagne im urbanen Siedlungsraum Deutschlands.

Das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) geförderte Forschungsprojekt GIGA‑M ist ein gemeinsames Vorhaben der Technischen Universität München (Koordination), der Stadtwerke München (Leitung Seismik), der Energie-Wende-Garching (Partner der Seismik), der Energieagentur Ebersberg-München, des Landkreises München und der Landeshauptstadt München. Ziel der Seismik-Kampagne ist es, geeignete Heißwasser-Reservoire unterhalb von München zu identifizieren. Dafür wird der Untergrund großflächig seismisch untersucht, um ein genaues Bild der geologischen Strukturen zu gewinnen. Die gewonnenen Daten sollen zudem helfen, Standorte für neue Geothermieanlagen gezielt auszuwählen, bestehende Anlagen optimal einzubinden und die Versorgung mit regenerativer Wärme weiter auszubauen. So schafft GIGA-M die Grundlage für eine sichere, klimafreundliche und bezahlbare Wärmeversorgung und bringt die Region München einen wichtigen Schritt weiter bei der Erreichung der Klimaneutralität bis 2045.

„Mit München setzt einer der größten deutschen Ballungsräume verstärkt auf Erdwärme. Durch das geplante Beschleunigungsgesetz wird auch der gesetzliche Rahmen für die Geothermie weiter gestärkt. Wir rechnen mit einer anhaltend hohen Nachfrage, da viele Kommunen Wege suchen, um ihre Klimaziele im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung zu erreichen“, sagt Dr. Maik Tiedemann, CEO DMT GmbH & Co. KG und CEO der TÜV NORD GROUP Business Unit Energy & Resources.

Der Großraum München liegt im voralpinen Molassebecken, einer für geothermische Nutzung geologisch besonders gut geeigneten Region. Bereits seit 2007 unterstützt DMT die Region München bei der Erkundung des tiefen Untergrundes nach nutzbarer Wärme. Mithilfe der neuen, weiträumigen seismischen Messkampagne soll die Datenbasis geschaffen werden, für eine deutliche Erweiterung der geothermischen Nutzleistung von derzeit ca. 400 Megawatt auf über 1 Gigawatt – genug, um Zehntausende Haushalte zusätzlich mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen. Mit 1.100 km² Messfläche ist dies die größte seismische Untersuchung, die je in einem deutschen Siedlungsgebiet durchgeführt wurde.

Um das Potenzial im tiefen Untergrund zu erfassen, senden spezielle Messfahrzeuge (Vibro-Trucks) leichte seismische Impulse in den Boden. Diese Impulse werden von Gesteinsformationen reflektiert und von einem Netz aus Geophonen (Empfängermodulen) aufgezeichnet. Aus den gewonnenen Daten wird dann ein detailliertes 3D-Modell des Untergrunds erstellt.

Auf Basis dieses Modells können im Anschluss genaue Zielbereiche für die Erschließung heißen Thermalwassers festgelegt werden.

„Zuvor wurde in Münster Ende 2024 die bislang größte zusammenhängende Stadtfläche in Deutschland seismisch untersucht – nun löst München ab. Mit mehr als dem Vierfachen der Fläche des Projekts in Münster ist die Erkundung in München von bislang einzigartiger Dimension. Solche groß angelegten Untersuchungen in dicht besiedelten Stadtgebieten sind anspruchsvoll, aber mit der nötigen Expertise machbar und unverzichtbar, wenn wir das geothermische Potenzial für eine zukunftssichere Wärmeversorgung erschließen wollen“, so Dr. Christian Henke, Leiter Seismik  Exploration & Processing bei DMT.

Die Rolle von Tiefer Geothermie für die Wärmewende

 

Tiefe Geothermie spielt eine zentrale Rolle bei der Transformation der Wärmeversorgung in Deutschland. Und ihr Potenzial ist enorm: Nach Angaben des Bundesverbands Geothermie könnte sie mindestens 25 % des bundesweiten Wärmebedarfs decken. Auch auf Bundesebene wird ihre Bedeutung zunehmend erkannt – die Bundesregierung stellt bis 2030 über 1,5 Milliarden Euro für den Ausbau bereit. Mit dem neuen Förderprogramm „Tiefe Geothermie für Wärmenetze“ werden insbesondere kommunale Projekte gezielt unterstützt.

Der Einsatz Tiefer Geothermie kann laut Umweltbundesamt jährlich bis zu 40 Millionen Tonnen CO₂ einsparen – ein entscheidender Beitrag, um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.

Auch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch: Laut aktuellen Umfragen (z. B. des Fraunhofer IEG, 2024) befürworten mehr als 60 % der Deutschen den Ausbau der Erdwärmenutzung, insbesondere wenn mögliche Belastungen für Anwohner gering bleiben.Nie zuvor war die Tiefe Geothermie so stark auf der politischen Agenda vertreten – und sie wird zu einem Schlüsselfaktor für eine sichere, bezahlbare und klimaneutrale Wärmeversorgung.