Die lückenlose Kontrolle von Kobalt ist genauso wichtig wie die von Fischstäbchen

Das Thema des 21. Jahrhunderts ist der Planet, auf dem wir leben – und den wir für nachfolgende Generationen bewahren sollten. Dabei geht es natürlich um Klimawandel und Umweltschutz, aber immer auch um Nachhaltigkeit. Menschen ziehen schon seit Urzeiten ihren Nutzen aus den Bodenschätzen, die sich uns bieten. Und die Nutzung dieser Rohstoffe war (und ist) so entscheidend, dass wir ganze Perioden unserer Geschichte danach benennen: von der Steinzeit (Pleistozän, vor ca. 2,6 Millionen Jahren) über die Bronzezeit (Holozän, vor ca. 5000 Jahren) bis hin zum „Atomzeitalter“, beginnend mit der Entdeckung der Kernspaltung im 20. Jahrhundert und dem Abbau von radioaktivem Uran.

Nachhaltigkeit bedeutet Verantwortung

Wir wissen inzwischen aber auch, dass diese intensive Nutzung von Rohstoffen durch den Menschen schaden kann. Fossile Rohstoffe wie Kohle und Öl sind nicht nur endlich, sondern durch die CO2-Anreicherung in der Atmosphäre auch schädlich für das Klima. Andere Rohstoffe, die wir für High-Tech-Produkte wie Mobiltelefone, Computer oder die Elektromobilität brauchen, sind selten oder schwierig zu gewinnen. Und nicht zuletzt kommen bestimmte Rohstoffe wie etwa Kobalt oder Coltan aus Weltgegenden, die durch Kriege oder bewaffnete Auseinandersetzungen gekennzeichnet sind: die sogenannten „Konfliktmineralien“. Die Transparenz der Produktionsbedingungen wird also immer wichtiger für den Verbraucher – und für alle Unternehmen, die Rohstoffe abbauen, handeln, verarbeiten oder verkaufen. Hier geht es nicht nur um die Einhaltung von Standards und die Reduzierung von Umweltauswirkungen, sondern auch um Investitionssicherung und Betriebssicherheit.

In der Welt der Rohstoffe tragen wir alle Verantwortung: von der Einhaltung der Menschenrechte bis hin zur Legalitätsprüfung, etwa bei beschränktem Handel. Eine solche Verantwortung kann aber nur wahrgenommen werden, wenn man weiß, was man vor sich hat: Woher kommen das Gold, die Diamanten, das Kupfer oder das Kobalt? Ob ein Unternehmen sich für einen bestimmten Handelspartner entscheidet oder der Verbraucher sein Kaufverhalten hinterfragt, ist abhängig von zuverlässigen Informationen – die schwierig zu bekommen sind: Oft sind Handelsketten lang und gehen um die ganze Welt. Wichtig ist hier also die eindeutige Zuordnung der Herkunft – etwa durch Zertifikate. Es gibt in diesem Bereich eine ganze Reihe von Initiativen und Akteuren, die oft sehr gute Arbeit leisten. Ein Nachteil kann hierbei sein, dass sich diese Initiativen nur um bestimmte Rohstoffe kümmern oder nur bestimmte Bereiche der Wertschöpfungskette abdecken. Für ein Handelsunternehmen oder einen Hersteller bedeutet das einen zeitlichen und finanziellen Mehraufwand: Verschiedene Standards, keine lückenlose Nachverfolgung oder gänzlich fehlende Zertifikate für Teile seines Produkts.

Ein Zertifizierungssystem für alle Rohstoffe

Darum ist DMT Initiator und Mitentwickler von CERA: einem standardisierten analytischen und ganzheitlichen Zertifizierungssystem, das die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit bei der Gewinnung, Verarbeitung, dem Handel und der Herstellung aller mineralischen Rohstoffe einschließlich fossiler Brennstoffe gewährleistet. Ein „Allround-Zertifikat“ für eine bessere Zukunft sozusagen. Es garantiert die sichere Rückverfolgbarkeit von zertifizierten Rohstoffen durch den Einsatz verschiedener Technologien und Herkunftsnachweismethoden entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das kann zum Beispiel „Fingerprinting“ sein, die eindeutige Erkennung von Materialien etwa anhand der Verteilung von Spurenelementen. Oder auch der Einsatz von Distributed-Ledger-Technik, also Transaktionsdatenbanken, um etwa Handel und Transportwege verifizierbar zu verfolgen.

Das Ziel ist ein universell akzeptiertes, internationales Zertifikat für alle Rohstoffe. Dabei setzen wir auf ein inklusives, nicht exklusives System: Bestehende Zertifizierungsverfahren sollen gegenseitig anerkannt werden – denn gerade kleinere regionale oder nationale Initiativen kennen sich oft besonders gut in einem bestimmten Bereich oder mit einem einzelnen Rohstoff aus. Solche Zertifikate wollen wir berücksichtigen und nutzen. Denn in der Regel sind eine Gap-Analyse des vorhandenen Standards und der Lückenschluss zum CERA-Zertifikat durch Auditierung der fehlenden Aspekte finanziell günstiger und auch schneller zu erreichen als eine zusätzliche Neuzertifizierung.

CERA im Überblick

Die Prinzipien, die wir mit CERA verfolgen, sind Universalität, Transparenz und Vertrauenswürdigkeit, lückenlose Rückverfolgung, Flexibilität und Kompetenz. Wir wollen beraten, nicht diktieren – aber letztlich auch sicherstellen, dass ethische, ökologische und nachhaltige Kriterien erfüllt werden. Diese basieren auf den „Sustainable Development Goals“, die 2016 von den Vereinten Nationen in der „UN Agenda 2030“ festgelegt wurden. Um das zu erreichen, wurden für CERA vier aufeinander aufbauende Standards entwickelt, die sich jeweils mit einem anderen Teil der Wertschöpfungskette befassen: CRS, der „Readiness Standard“, der verbindliche Kriterien für die Bewertung einer Lagerstätte in Bezug auf deren nachhaltige Nutzung festlegt. Dann CPS, der „Performance Standard“, der in den Bereichen Bergbau, Verarbeitung und Raffination die verantwortungsvolle Produktion bewertet. CCS ist der „Chain of Custody Standard“, der Kriterien und Verfahrensweisen zur vollständigen Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen bestimmt. Und schließlich CFS, der „Final Product Standard“, der Endprodukte bzw. verwendete Rohstoffe unter Nachhaltigkeitsaspekten zertifiziert. Mehr darüber erfahren Sie übrigens auf unserer Website: www.cera-standard.org.

DMT als Initiator und Partner von CERA

Die erste Version des CERA „Performance Standard“ wurde im Frühjahr 2019 mit Unterstützung von „EIT Raw Materials“ und Förderung der Europäischen Union öffentlich präsentiert. DMT ist Initiator und Partner des Zertifizierungssystems, zusammen mit den Kollegen von TÜV NORD CERT, die sich hervorragend mit bestehenden Zertifizierungs- und Auditingsystemen auskennen. Bei der Entwicklung von CERA arbeiten wir sehr eng mit einer ganzen Reihe kompetenter Partner zusammen: mit der Montan Universität Leoben, Österreich, besonders im Bereich „Analytical Fingerprinting“ und mit dem Institute of Environmental Sciences der Universität Leiden, Niederlande. Das schwedische Unternehmen LTU Business hat große Erfahrung im Bereich Innovationsmanagement, und das unabhängige schwedische Non-Profit-Forschungszentrum RISE erforscht die Einsatzmöglichkeiten der Distributed-Ledger-Technik für CERA. Und wir setzen auf die Unterstützung unserer Partner im Advisory Board: von der Volkswagen AG bis Fairphone, von der University of Southern Denmark bis Euromines, vom Joint Research Centre des EU Science Hub bis hin zur United Nations Economic Commission for Europe (UNECE). Je breiter das Bündnis, desto größer die Akzeptanz. Nutzen Sie unseren Direktkontakt, wenn Sie oder Ihr Unternehmen dabei sein wollen – wir freuen uns auf Sie.
 

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